Online-Andacht zum 20. Sonntag nach Trinitatis

24./25.10.2020

 

► Begrüßung und Eröffnung

 

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.

(Micha 6, 8)

 

Mit dem Spruch für die neue Woche aus dem Prophetenbuch Micha begrüße ich Sie zu dieser Online-Andacht.

 

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert.

Das klingt, als wären Ausreden zwecklos.

Oder so zu tun, als habe man nichts gehört.

Auch herumlavieren kommt nicht infrage.

 

Es ist dir gesagt, Mensch.

Unüberhörbar.

Klar und eindeutig.

 

Um die Ordnungen Gottes geht es an diesem 20. Sonntag nach Trinitatis.

Um den Lebensrahmen, um das, was wir tun und lassen sollen.

 

Doch wir wissen nicht nur aus vielen biblischen Geschichten:

Da gibt es diese Spannung zwischen diesen Ordnungen - den 10 Geboten etwa - und dem Drang des Menschen frei zu sein und seinen Lebensrahmen selbst zu bestimmen.

 

Wie lässt sich das Leben so gestalten, dass Freiheit und Ordnung einander ergänzen und nicht einander ausschließen?

 

Der Prophet Micha nennt einen Dreischritt:

Gottes Wort halten

Liebe üben

Demütig sein vor Gott.

 

Michas Worte wollen uns begleiten in dieser Woche der steigenden Inzidenzzahlen.

Mittlerweile sind auch wir hier im Kreis Kleve bei einem Wert über 50 angekommen.

Die Bestimmungen wurden verschärft.

 

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.

(Micha 6, 8)

 

1. Gottes Wort halten – so hat Luther den hebräischen Text übersetzt.

Wörtlich heißt es, wir sollen uns für das Recht einsetzen.

Es geht also um ein aktives Eintreten für das, was Menschen zusteht.

Um die Arbeit an der Gerechtigkeit.

Gottes immer wieder kehrende Grundforderung.

 

2. "Liebe üben" ist das zweite – oder noch etwas wörtlicher übersetzt: "Güte lieben".

Es geht um ein solidarisches Verhalten gegenüber unseren Mitmenschen.

Selbstverständlich habe ich kein Recht darauf, dass der Nachbar mir meinen abgestürzten Computer wieder in Gang setzt oder die Nachbarin mir zwei Eier borgt.

Und doch ist ein solches Verhalten der Kitt, der eine Gesellschaft zusammen hält.

Es ist das, was wir Solidarität nennen.

Und Solidarität soll man lieben, man soll sie üben.

Sie ist kein notwendiges Übel, sondern ein Zuwachs an Menschlichkeit, eine Bereicherung des Lebens.

 

3. Und das Dritte: Demütig sein vor deinem Gott. Oder auch hier wörtlicher übersetzt: "Aufmerksam mitgehen mit deinem Gott".

Sich auf den Weg machen, den Weg, der ein Ziel verfolgt.

Den Weg der Gerechtigkeit und der Solidarität.

Und diesen Weg bedächtig und aufmerksam einschlagen.

Das ist der Weg zum Leben.

Das ist gut für uns.

 

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.

(Micha 6, 8)

 

Wie wir das tun können?

 

Ein alter Rabbi fragte einst seine Schüler, wie man die Stunde bestimmt, in der die Nacht endet und der Tag beginnt. "Ist es, wenn man von weitem einen Hund von einem Schaf unterscheiden kann?" fragte einer der Schüler. "Nein", sagte der Rabbi. "Ist es, wenn man von weitem einen Dattel- von einem Feigenbaum unterscheiden kann?" fragte ein anderer. "Nein", sagte der Rabbi. "Wann ist es dann?" fragten die Schüler. Der Rabbi antwortete: "Es wird Tag, wenn du in das Gesicht irgendeines Menschen blicken kannst und in ihm deinen Bruder oder deine Schwester erkennst. Bis dahin ist die Nacht noch bei uns.

 

Gehen auch Sie aufmerksam mit Gott durch diese neue Woche! Amen

 

► Lied EG 295,1+3+4 "Wohl denen, die da wandeln"

 

1) Wohl denen, die da wandeln
vor Gott in Heiligkeit,
nach seinem Worte handeln
und leben allezeit;
die recht von Herzen suchen Gott
und seine Zeugniss' halten,
sind stets bei ihm in Gnad.

 

3) Mein Herz hängt treu und feste
an dem, was dein Wort lehrt.
Herr, tu bei mir das Beste,
sonst ich zuschanden werd.
Wenn du mich leitest, treuer Gott,
so kann ich richtig laufen
den Weg deiner Gebot.

 

4) Dein Wort, Herr, nicht vergehet,
es bleibet ewiglich,
so weit der Himmel gehet,
der stets beweget sich;
dein Wahrheit bleibt zu aller Zeit
gleichwie der Grund der Erden,
durch deine Hand bereit'.

 

Text: Cornelius Becker 1602

Musik und Satz: Heinrich Schütz 1661

 

► Gebet

 

Gemeinsam beten wir, wie Jesus uns zu beten gelehrt hat:

 

Vater Unser im Himmel

Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.

 

► Segen

 

Es segne und behüte uns der allmächtige Gott,

der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, Amen

 

Ich wünsche Ihnen eine behütete Woche und grüße Sie herzlich

Ihr Pfarrer Achim Rohländer