Korn, das in die Erde…

Der 14. März ist in diesem Jahr für mich ein besonderes Datum. An diesem Wochenende vor einem Jahr war klar: Die Pandemie hat uns erreicht. Schulen und Geschäfte wurden geschlossen. Gottesdienst in der Kirche war nicht mehr möglich; seitdem gibt es unsere Video-Andachten.

Unser Leben hat sich in diesem Jahr gehörig verändert. Wir haben gelernt, uns zu schützen – mit Maske und Desinfektion. Wir haben Kontakte reduziert und ins Internet verlegt; Kinder und Jugendliche sitzen nun wieder seit drei Monaten nicht in der Schule, sondern zuhause vor dem Bildschirm.

Es gibt auch Fortschritte: Die ersten sind geimpft und geschützt. Aber auch daran sollten wir denken: Menschen sind an Covid-19 verstorben; 70.000 bei uns in Deutschland.

Insgesamt: Ein Jahr Pandemie haben wir geschafft, aber wir sind noch nicht durch. Ein gutes Stück Weg liegt noch vor uns, aber das Ende ist in Sicht.

Das passt zu diesem Sonntag – Laetare: Mitten in der Passionszeit, aber trotzdem eine Zwischenstation, ein kleines vorweggenommenes Osterfest.

Dazu passt der Bibelvers für diesen Sonntag und die neue Woche: da blickt Jesus voraus auf seinen Tod und seine Auferstehung; er sagt: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“

 

Lied „Korn, das in die Erde“ (eg 98, 1)

Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt,

Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt –

Liebe lebt auf, die längst erstorben schien:

Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

 

„Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt. Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt.“ Aus der Erde sprosst zartes Grün. Dieses Grün wird hier zum Bild für die Auferstehung. Das Leben vergeht nicht. Es bricht mit aller Macht wieder hervor.

Nach den ersten warmen Tagen können wir es sehen: Krokusse und Schneeglöckchen blühen. Bald ist Frühling. Das passt zu Ostern. Das passt, wenn wir die Auferstehung, den Sieg des Lebens feiern.

Das Leben ist nicht tot zu kriegen. In Ägypten hat man in Gräbern Weizenkörner gefunden - 3000 Jahre alt. Doch auch diese alten Körner keimen, bringen neues Leben.

 

Lied „Korn, das in die Erde“ (eg 98, 2)

Über Gottes Liebe brach die Welt den Stab,

wälzte ihren Felsen vor der Liebe Grab.

Jesus ist tot. Wie sollte er noch fliehn?

Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

 

Aus dem Weizenkorn wächst neues Leben. Bei uns Menschen ist das anders. Wenn man uns eines Tages in die Erde legt, dann ist Ende. Mehr sehen wir nicht – in dieser Welt.

Das Weizenkorn ist ein kleines Kraftpaket. Wenn es warm wird, wenn es Wasser bekommt, dann wächst eine neue Pflanze. Bei uns ist das anders. Auch wenn wir uns Jahr für Jahr über den Frühling freuen, unsere Jahre sind gezählt. Dass das Leben zäh und widerspenstig ist, dass der Löwenzahn einen Weg durch den Asphalt findet, dass es in den Kriegsruinen blühen kann, ändert nichts daran.

Deshalb kommt es sehr darauf an, wer das sagt: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“

Das sagt Jesus Christus – er ist dieses Weizenkorn. Er sieht seinen Tod und er blickt darüber hinaus: Er wird nicht im Grab bleiben.

Bisher ist er der einzige - mehr sehen wir nicht in dieser Welt. Aber er ist der Erste. In seiner Auferstehung zeigt Gott, was er für uns alle will: „viel Frucht“ - das sind wir, wenn dieses Weizenkorn in die Erde fällt.

Bei den Weizenkörner, die auf dem Feld ausgesät werden, ist es ein chemischer Prozeß - Stärke, Wasser, Wärme. Bei der Auferstehung - da wirkt Gottes Liebe: Den hat Jesus Vater genannt. Das ist der, der das Leben liebt und uns schon in dieser Welt umsorgt - wie die Lilien auf dem Feld, hat Jesus gesagt. Wie Krokusse, Schneeglöckchen und Osterglocken.

 

Lied „Korn, das in die Erde“ (eg 98, 3)

Im Gestein verloren Gottes Samenkorn,

unser Herz gefangen in Gestrüpp und Dorn –

hin ging die Nacht, der dritte Tag erschien:

Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

 

Gebet:

Gott, unser Vater,

ein Jahr leben wir jetzt in der Pandemie.

Das hat Folgen für unser Land -

die Kluft zwischen arm und reich wird tiefer,

der Ton wird rauer.

Wir bitten Dich

um Zusammenhalt und Solidarität -

hier bei uns, in Europa,

unter den Völkern dieser Welt.

 

Wir denken an Kinder und Jugendliche,

deren Leben in den letzten Monaten eingeschränkt wurde,

die ihre Freundinnen und Freunde nicht treffen konnten,

die ihren Sportverein nicht besuchen konnten,

die nicht in die Schule gehen konnten.

Wir bitten Dich:

Gib ihnen Zukunft

und die Unterstützung,

die sie brauchen.

 

Wir denken auch an die Menschen,

die an Covid19 verstorben sind.

Und an ihre Angehörigen,

die ihnen nicht helfen konnten,

die nicht bei ihnen sein,

ihre Hand halten konnten.

Für sie bitten wir Dich:

Um Verständnis und Trost.

Und um das Leben,

das Du uns versprichst – über diese Welt hinaus.