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Kleine Kirche

Böllenstege 14
47533 Kleve

Die auf den Namen Trinitatiskirche (templum s. s. trinitatis) am Sonntag nach Pfingsten 1621 eingeweihte Kirche wird seit Jahrzehnten im Volksmund die Kleine Kirche genannt.

Sie war ursprünglich die lutherische Kirche in der traditionell konfessionell toleranten preussischen Residenzstadt Kleve.

Seit 1817, der Vereinigung der luth. Gemeinde mit der reformierten Gemeinde im Rahmen der „Preußischen Union“, gehörte sie mit der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Großen Kirche unterhalb der Schwanenburg zu den beiden Kirchen der unierten Gemeinde.

Obwohl auch die kleine Kirche durch die Bombenangriffe im Oktober 1944 und Februar 1945 schwer beschädigt war, wurde sie bis 1955 wieder aufgebaut, im inneren aber verändert. Sie liegt heute recht zentral im Bereich der Altstadt in der Nähe des Einkaufszentrums „Neue Mitte“.

In den Jahren 2005/06 wurde die Kirche dann ein weiteres Mal von innen grundlegend restauriert, erhielt technische Einrichtungen des 21. Jahrhunderts und damit die Möglichkeit, als „Offene Kirche“ für die Bewohner und für Besucher der Stadt als Raum der Stille, der Begegnung und als Ausstellungs- und Konzertraum kulturellen Angeboten Platz zu geben.

Zur Geschichte der Kirche:

Bis zum Kirchbau, der in die Zeit des 30jährigen Krieg fällt, traf sich die vor allem aus Beamten der preußischen Regierung und ihren Familien bestehende lutherische Gemeinde in Kleve in Privathäusern und später in einem Saal der Schwanenburg. 1612 kam Sebastian Hornung als junger Pfarrer zu dieser Gemeinde. Der aus Franken stammende Geistliche machte sich bald nach seinem Dienstantritt auf mehrere Predigt- und Kollektenreisen durch Deutschland, die Niederlande, Dänemark und Schweden, um Geld für den Bau einer Kirche zusammen zu bringen. Als er 1618 zurückkehrte, reichte das Geld nicht nur für den Bau der Kirche, sondern auch zum Bau eines Pfarrhauses und einer Schule.

Grundsteinlegung war am 4.9.1619, in dem im Original erhaltenen Giebel liest man die durch Maueranker geschriebene Zahl 1620, was auf einen schnellen Fortschritt des Rohbaus hinweist.

1621 war die Kirche dann fertig. Nach dem Ende des 30jährigen Krieges durch den Westfälischen Frieden 1648 erhielt sie eine Glocke, die heute wieder im „Dachreiter“-Turm hängt. Diese Glocke war im Zweiten Weltkrieg als Metallreserve eingezogen und kam durch Vermittlung eines katholischen Priesters, der das Glockenlager auflöste, nach Kleve zurück.

Zur Zeit der Besetzung durch die Truppen Napoleons diente die Kirche als Strohmagazin. (1794)

In der Zeit des Nationalsozialismus spaltete sich auch die Klever Gemeinde: die Anhänger der Bekennenden Kirche übernahmen die Große Kirche, während in der Kleinen Kirche die Deutschen Christen „Gottesdienste“ unter der Hakenkreuzfahne feierten.

Die oben bereits genannte Originalglocke von 1647 trägt die Inschrift: „Johan Philipsen heft mei gegotten, dor dat fier bin ick geflotten“. Die zweite Glocke ist ein Neuguss von 1955. Die Taufschale der Kleinen Kirche trägt als Randinschrift den „Taufbefehl“ aus Matth. 28 ohne die Worte „in alle Welt“, offenbar aus Platzgründen.

In der im Stile des 21. Jahrhunderts restaurierten Kirche, deren Innenraum gänzlich in Weiß gehalten ist, mit schwarzer Polsterbestuhlung und einer – als gezielter Kontrast gedachten – rot bezogenen Altarwand hängt als weiterer Kontrast der aus der ehemaligen Großen Kirche stammende Kronleuchter aus dem 17. Jahrhundert, ein Geschenk des Großen Kurfürsten an die Reformierte Gemeinde in Kleve.