Online-Andacht zum 3. Sonntag nach Trinitatis (28. Juni 2020)

Begrüßung:
Heute darf ich Sie und Euch einladen zum Staunen! Zum Staunen über Gott.
Wo ist solch ein Gott wie du, der Menschen ihre Untätigkeit und ihr Unrecht vergibt und ihnen neue Chancen schenkt!

Aus Psalm 103:
Barmherzig und gnädig ist der Herr,
geduldig und von großer Güte.

Er wird nicht für immer hadern
noch ewig zornig bleiben.

Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden
und vergilt uns nicht nach unserer Missetat.

Denn so hoch der Himmel über der Erde ist,
lässt er seine Gnade walten über denen, die ihn fürchten.

So fern der Morgen ist vom Abend,
lässt er unsere Übertretungen von uns sein.

Liedverse: Evangelisches Gesangbuch 644,1+2 Vergiss nicht zu danken

Ansprache:
Ich lese uns gleich die Schlussverse aus dem Buch des Propheten Micha. Micha ist die Kurzform von Michael. Und Michael heißt übersetzt: Wer ist wie Gott? Oder: Wer ist Gott wie du?
Michas Name wird zum Programm. Oder zu einer Lebenshaltung. Zu einer Haltung des Staunens. Wir hören, wie Micha staunt:

Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld denen, die geblieben sind als Rest seines Erbteils; der an seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er hat Gefallen an Gnade! Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünden in die Tiefe des Meeres werfen.

In zwei eindrücklichen Bildern beschreibt Micha, was Gott mit unserem Unvermögen, mit unserer Schuld macht.

Das erste Bild: Gott wird unsere Schuld unter seine Füße treten. Das heißt: Er macht sie platt. Er stampft sie ein. Er macht sie unschädlich, so dass sie nichts mehr anrichten kann. So entsorgt Gott die Schuld der Menschen.

Das zweite Bild: Gott wird alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen. Und was so tief unten im Wasser ist, kann niemand einfach wieder hoch holen. Auch Gott tut es nicht. Unsere Sündenmenge ist versenkt, begraben, für immer unter Wasser. So groß und wirksam ist Gottes Vergebung!

Was für eine wunderbare Botschaft – gerade jetzt! Die Coronazeit zeigt uns, dass wir so vieles nicht gut gemacht haben. So vieles in der Pflanzen- und Tierwelt haben wir zerstört. So gefährlich haben wir unsere Erde aufgeheizt in unserer Gier. So tief haben wir die Kluft gerissen zwischen Reichen und Armen. Wir brauchen diesen unvergleichlich erbarmungsvollen Gott, der unsere Irrsinns-Taten und Irrsinns-Versäumnisse an der tiefsten Stelle des Meeres versenkt, der sie platt macht und ausräumt. Wir brauchen diesen unbeirrbar liebenden Gott, der nicht lassen kann von uns, seinen Menschenkindern. Der uns immer wieder neue Chancen gibt. Der seine Liebesgeschichte mit uns durchzieht und zu einem guten Ende führt. Auch wenn wir es immer und immer wieder versieben. Auch wenn nur wenige umkehren von den verkehrten Wegen.

Deswegen kam dann dieser Eine in die Menschenwelt: Gottes eingeborener Sohn. Jesus Christus. Er ist die Vergebung aller Schuld in Person. Durch Jesus führt Gott sein Projekt Schöpfung zu Ende.

Darauf will ich vertrauen, und darauf will ich mich neu ausrichten. Dafür will ich danken. Und mit Micha will ich staunen: Wo ist solch ein Gott wie du?
Amen.

Liedverse: Evangelisches Gesangbuch 644,3+4 Im Danken kommt Neues

Fürbitten:
Treuer Gott.
Unsere Fragen und Bitten sagen wir dir.
Hilf, dass Menschen in unserem Land ohne Angst leben können –
auch die mit dunkler Hautfarbe,
auch die mit fremder Sprache,
auch die mit anderem Glauben.
Unsere Herzen öffne für das, was sich ändern muss.

Hilf, dass Menschen auf der ganzen Welt geschützt werden
vor dem Corona-Virus –
auch die Geflüchteten in den Lagern Griechenlands
oder in den Sammelunterkünften bei uns,
auch die Arbeiterinnen und Arbeiter in unseren Fleischfabriken
und auf unseren Erntefeldern.
Unsere Herzen öffne für das, was wir tun können, tun müssen.

Hilf, dass Menschen getröstet werden und aufatmen können –
Einsame und Vernachlässigte,
Menschen mit finanziellen Problemen und Existenzangst,
Trauernde – Ratlose – Verzweifelte.
Unsere Herzen öffne für einander.

Vater unser im Himmel … und Segen