Online-Andacht für den 20. September 2020

Und Gott pflanzte einen Garten … und setzte den Menschen hinein

 

Einstimmung:
Noch ist Gartenzeit. Der Spätsommer gibt noch mal, was er kann, das schöne Wetter lockt uns ins Freie, auf Balkon, Terrasse, in den Garten. Manche von uns mögen es, Hand anzulegen, in der trockenen Erde zu wühlen, zu wässern, zu schneiden, zu pflanzen. Manche mögen es, einfach im Garten zu lustwandeln.
Ich zum Beispiel war Ende August in der Landesgartenschau in Kamp-Lintfort, bin die Wege durch die Wiesengärten gegangen, auf und ab, und habe mich an den überall eingestreuten bunten Blumenbeeten gefreut. „Schau an der schönen Gärten Zier ...“ – da kam mir doch gleich dieses bekannte Gesangbuchlied von Paul Gerhard in den Sinn.

Liedvers (mit Vorspiel): Geh aus, mein Herz, und suche Freud (EG 503,1)
Text: Paul Gerhardt 1653, Melodie: August Harder vor 1813

Aus der Bibel
Auch Gott pflanzte einen Garten. Ganz am Anfang … Ich lese aus dem ersten Buch der Bibel, aus Kapitel 2:
Es war zu der Zeit, als Gott  der Herr Erde und Himmel machte. … Da machte Gott der Herr den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so war der Mensch ein lebendiges Wesen. Und Gott der Herr pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte. … Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.

Gedanken:
Auch Gott pflanzte einen Garten – und was für einen! Schon der Name ist Programm: „Eden“, das heißt übersetzt „Wonne“ und „Lust“. Der Garten Eden ist ein Lustgarten. Ein Gartenparadies. Göttliche Fürsorge pur: Der Mensch findet alles, was er zum Leben braucht.

Und doch ist dieser Lustgarten kein Schlaraffenland. Nein – es gibt Arbeit in Eden. Gott, der Herr, haucht dem Menschen nicht nur seinen Atem ein und macht ihn lebendig. Gott gibt dem Menschen auch eine Aufgabe. Der Mensch soll diesen Paradiesgarten bebauen und bewahren. Bebauen: das heißt Hand anlegen, eingreifen, pflanzen und ausreißen, was gepflanzt ist, selber schöpferisch tätig sein. Bewahren: das heißt ruhen und wachsen und brachliegen lassen. Offenbar geht es um eine gute Balance von Arbeit und Obhut. Solche Gärtnerinnen und Gärtner sollen wir Menschen sein, die den Rhythmus und die Bedürfnisse der Natur achten.

Wir entstammen schließlich selber der Erde! Sind Erdlinge, sind Geschöpfe und nicht der Schöpfer selbst. „Von Erde bist du genommen, und zu Erde sollst du wieder werden“, heißt es ein Kapitel weiter in der Bibel. Also: Hand anlegen, auch schöpferisch tätig sein – ja! Aber in den von Gott gesteckten Grenzen. Wer bewahrend bebaut, holt aus der Erde nicht das Letzte heraus. Und übrigens auch nicht aus sich selbst. Arbeit im Paradies ist nicht Plackerei ohne Ende, nicht Selbstausbeutung. Sondern Freude und Lust.

Nur – wir leben längst jenseits vom Paradies, jenseits von Eden. Unsere Art zu wirtschaften, unsere Gier nach permanenter Ertragssteigerung beutet die Erde aus. Zerstört unsere eigenen Lebensgrundlagen. Der Zustand unserer Erde schreit zum Himmel. Der Earth Overshoot Day – der Erderschöpfungstag – ist in diesem Jahr am 22. August gewesen. Seitdem leben wir über die Verhältnisse. Die in einem Jahr nachwachsenden Güter der Natur sind ab diesem Tag ausgeschöpft. Unser Verbrauch übersteigt die Ressourcen unseres Planeten. Und die Erde – sie wehrt sich!

Aber: sind wir nicht mit Gottes Atem belebte und von seinem Geist inspirierte Geschöpfe? Ich möchte glauben, dass Gott uns immer noch zutraut umzukehren. Dass er uns zutraut, einen schöpfungsgemäßen, einen erdverbundenen Lebensstil zu finden. So dass wir das Bewahren vor das Bebauen stellen.

Unser zweites Lied für diese Andacht sagt es so: „Er hat uns diese Erde gegeben, dass wir auf ihr die Zeit bestehn“. Und, im letzten Liedvers: Gott will mit uns die Erde verwandeln. Wir können neu ins Leben gehen.“ Unser Kantor wird uns dieses Lied gleich singen.

Schließlich – wenn Ihr Euch auf halbem Wege zwischen dem letzten und dem nächsten Osterfest erinnern lassen wollt an die Auferstehung, schaut doch nächste Woche die Online-Andacht mit Uta Rode. Es geht um die Auferweckung des Lazarus. Bis dahin: seid gesegnet und bleibt behütet!

Lied: Gott gab uns Atem, damit wir leben (EG 432)
Text: Eckart Bücken 1982, Melodie: Franz Baltruweit 1982