Online-Andacht zum 18. Sonntag nach Trinitatis

11.10.2020

 

 

Begrüßung und Eröffnung

 

Das ist doch das Gebot, das Gott uns gegeben hat:

Wer ihn liebt, muss auch seinen Bruder und deine Schwester lieben.

(1. Johannes 4, 21 aus BasisBibel)

 

Mit dem Spruch für die neue Woche aus dem 1. Johannesbrief begrüße ich Sie zu dieser Online-Andacht.

 

Wieder finden Sie und ich uns zusammen, um einen Moment innezuhalten.

Auszusteigen aus dem, was uns sonst tagtäglich umgibt.

Zu hören auf Gottes Wort, von dem Menschen vor uns sagten:

"Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg."

 

Wir sind zusammen im Namen des dreieinigen Gottes,

im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Gedanken

 

An diesem 18. Sonntag nach Trinitatis geht um die Frage nach dem Zusammenhang von Glauben und Handeln.

Woran richten Christinnen und Christen ihr Leben und Handeln aus?

Die Bibel enthält dazu eine Fülle einzelner Gebote und Verbote.

Am bekanntesten sind wohl die Zehn Gebote.

 

Sie bringen Gottes Wille, Gottes Absichten zum Ausdruck.

 

Jesus fasst diesen Willen im Doppelgebot der Liebe zusammen.

 

Ein Schriftgelehrter hatte Jesus nach dem höchsten Gebot gefragt.

Und Jesus antwortet:

Das höchste Gebot ist das:
„Höre, Israel,
der Herr, unser Gott, ist der Herr allein,
und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben
von ganzem Herzen, von ganzer Seele,
von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft“ (5. Mose 6,4-5).
Das andre ist dies:
„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (3. Mose 19,18).
Es ist kein anderes Gebot größer als diese.

Markusevangelium 12,29-31

 

Die Liebe zu Gott und die Liebe zu meinen Mitmenschen sind gleich wichtig.

Quasi die beiden Seiten einer Medaille.

 

Gottes Gebote - Möglichkeiten unserer Wahl für ein glückliches Miteinander.

Also:

Liebe Gott, und dann klappt es auch mit deinen Mitmenschen.

Ist es so einfach?

 

Eine jüdische Geschichte erzählt:

Ein junger Mann kommt zu einem Rabbi und sagt: »Ich möchte gerne von dir lernen, die Gebote Gottes zu halten. Kann ich bei dir in die Schule gehen?«

»Das kannst du bestimmt!«, sagt der Rabbi freundlich zugewandt.

»Aber es gibt eine Bedingung.

Du musst mir die Frage beantworten: Liebst du Gott?«

Da wurde der Schüler nachdenklich und still. »Lieben tu ich schon. Dies und das. Das Leben. Meine Freiheit. Aber Gott? Gott lieben? Ich will ganz ehrlich sein. Das kann ich wirklich nicht behaupten. Es wäre anmaßend, übertrieben.

Dann bin ich wohl doch nicht geeignet, um bei dir zu sein.«

Er wollte sich schon resigniert abwenden und gehen. Aber der Rabbi hielt ihn auf und sagte: »Nur mal langsam. Nicht gleich aufgeben.

Dann will ich dir eine zweite Frage stellen. Und die heißt: Hast du vielleicht Sehnsucht danach, Gott zu lieben?«

Wieder wurde der Junge still und nachdenklich. Kopfschüttelnd erklärte er: »Auch das wäre zu viel gesagt. Sehnsucht habe ich schon. Nach Glück und Erfüllung und Sinn und Halt.

Ich sehne mich nach Wissen und der Welt. Aber Sehnsucht Gott zu lieben? Wieder will ich ehrlich sein und sage: Nein. Nein, das tue ich nicht wirklich. Ich bin es nicht wert, bei dir ein Schüler zu sein.«

Entschlossen, jetzt wirklich das Weite zu suchen, drehte er sich um und wollte schnell weggehen.

Doch der Rabbi stellte sich ihm ihn den Weg. »Geh nicht zu schnell weg. Nicht, ehe ich dir noch eine dritte Frage gestellt habe. Hör gut zu und denke nach: Hast du vielleicht Sehnsucht danach, Sehnsucht zu haben, Gott zu lieben?«

Da ging ein Strahlen über sein Gesicht. Geradezu heiter und fröhlich nickte er immerzu und sagte schließlich erleichtert: »Das ist es. Das kann ich sagen. Das trifft es genau. Ich sehne mich danach, Sehnsucht zu haben, Gott zu lieben.

Aber das wird wohl zu wenig sein, denke ich. Das wird zum Schülersein nicht reichen.«

Da ergriff der Rabbi seine Hand und entgegnete: »Das genügt. Du bist auf dem rechten Weg. Mehr braucht es nicht, um mein Schüler zu sein. Und die Gebote zu halten. Alles fängt mit der Sehnsucht nach der Sehnsucht an, Gott zu lieben.

Komm herein!« (Quelle unbekannt)

 

Mit der Sehnsucht nach Gott fängt es an.

Mit der Sehnsucht nach Gott können wir Großes erleben.

Nur die Liebe zählt.

Mit ihr wecken wir unser Talent zum Glauben, der alltagstauglich wird.

Dann wird es in unserer Nähe schön und gottvoll werden.

Wir werden Wärme ausstrahlen und ein freundliches Gesicht machen.

Wenn schlecht über andere geredet wird, werden wir uns nicht beteiligen.

Gewalt mit Worten und Taten werden wir nicht dulden.

Leidenschaftlich werden wir uns einsetzen für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung.

Mit dem unfassbar kühnen Blick auf Gott werden wir übers Wasser gehen und nicht versinken im abgründigen Sog des Negativen.

Mit unbändigem Mut und einer grenzenlosen Zuversicht wird uns gelingen, was wir anfangen mit Gottes Hilfe.

Versagen gehört auch zu uns, aber wir gehören ihm nicht.

 

Wir sind so frei und feiern die Auferstehung jeden Morgen.

Deshalb sind wir nicht arm dran, sondern gut dran.

Weil wir in uns die Sehnsucht nach der Sehnsucht spüren, Gott zu lieben. Amen

 

Lied: EG 675 Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehn

 

Gebet

 

Gemeinsam beten wir, wie Jesus uns zu beten gelehrt hat:

 

Vater Unser im Himmel

Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.

 

Segen

 

Es segne und behüte uns der allmächtige Gott,

der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, Amen