Online-Andacht für den 2. Advent

Mach alles neu!

Einstimmung und Eröffnung:
Am Sonntag zünden wir die zweite Kerze am Adventskranz an. Gegen die zunehmende Dunkelheit draußen setzen wir das kommende Licht. Ja – wir sind erwartungsvoll. Da kommt noch was.
Im Namen dessen, der da ist und der da war und der da kommt: Jesus Christus – Sohn des Vaters im Himmel – lebendig unter uns in Seinem Geist.

Gedanken:
„Misch dich ein, Gott – misch dich endlich ein!“ So habe ich es jetzt in der Adventsbotschaft des Präses unserer Landeskirche, Pfarrer Manfred Rekowski, gehört. „Es ist noch was offen bis zum Heil für alle Menschen. Es fehlt noch was – also misch dich ein!“

Ich glaube, wir alle hätten unsere Ideen, wo Gott sich doch bitte einmischen soll. Da verüben irregeleitete Menschen Terrortaten – in Paris und Berlin, in Dresden und Bagdad und Wien. Da rast ein SUV-Fahrer in Trier durch die Fußgängerzone, verletzt und tötet und traumatisiert Mitmenschen. Da zermürbt uns alle die Coronakrise, wir wünschen uns endlich sinkende Infektionszahlen, gute Impfstoffe, die reichen für viele, ein baldiges Ende dieser Pandemie. Da durchleben manche unter uns ihre ganz persönliche Not und sehnen sich danach, dass es anders wird. „Misch dich ein, Gott, misch dich endlich ein!“ Verständliche, berechtigte Ungeduld.

Ganz andere Töne schlägt der für den 2. Advent vorgesehene Predigttext an. Er steht im Jakobusbrief Kapitel 5, Verse 7+8:
Übt euch in Geduld, Schwestern und Brüder, bis der Herr wiederkommt!
Seht, wie der Bauer auf die köstliche Frucht seines Ackers wartet:
Er übt sich in Geduld – so lange, bis Frühregen und Spätregen gefallen sind.
So sollt auch ihr euch in Geduld üben und eure Herzen stärken.
Das Kommen des Herrn steht nahe bevor.

Gleich drei Mal werden wir von Jakobus zu Geduld gerufen.
Wartet geduldig auf das Kommen des Herrn. Es dauert nicht mehr lange.
Wartet geduldig auf die Wende aller Not.
Wartet geduldig, bis Gottes Zukunft, Seine Neue Welt, fertig gewachsen ist.

Ja – dass Entwicklungen ihre Zeit brauchen, dass Gesundwerden zum Beispiel oder Trauer schlecht abgekürzt werden können, dass in Beziehungen oder bei der Kindererziehung Geduld gebraucht wird und Geduld sich lohnt, das wissen wir.

Aber angesichts der Zukunft unserer Welt und der Not vieler Menschen – ist da geduldiges Abwarten das Gebot der Stunde? Braucht es da nicht eher ein ungeduldiges Engagement – gerade auch verbunden mit der beharrlichen Hoffnung auf das Wiederkommen unseres Herrn Jesus Christus?

Ich meine: Das eindringliche Bitten und Bestürmen Gottes „Komm endlich und misch dich ein!“, das nicht nachlassende und auch ungeduldige Beharren darauf, dass die Welt nicht so im Argen bleiben soll, wie sie ist, und auch das persönliche Engagement für eine bessere Welt braucht keine Bremse. Es soll so ungeduldig bleiben dürfen.

Aber es braucht eine Ergänzung. Die Ergänzung durch regelmäßiges Innehalten, gründliches Nachdenken, intensives Beten. Vor allem Beten. Die Zukunft allen Lebens liegt eben nicht an unserem Wollen und Aktivsein, sondern an Gottes Erbarmen. Er wird kommen – seid gewiss! Übt euch in Geduld.

Diese Andacht endet mit einem gesungenen Gebet: Unser Vater im Himmel, mach alles neu! Dieses Gebet verbindet für mich beides: die Gelassenheit und das Wissen: nicht wir retten die Welt. Und das eindringliche Bestürmen Gottes: mach alles neu!

Thomas Tesche wird das Gebet singen. Nächste Woche spricht Martin Schell zu Euch – mein Mann. Ich, Elisabeth Schell, wünsche Euch: Bleibt behütet und seid gesegnet!