BARMHERZIG

 

online Andacht zur Jahreslosung 2021:

Lukas 6,36

31.12.2020 und 1.1.2021

 

Herzlich willkommen – zur online-Andacht.

Zu Silvester und Neujahr möchte ich mit Ihnen und Euch über die Jahreslosung nachdenken.

Dieser Bibelvers für das neue Jahr steht in Lukas 6,36.

Da sagt Jesus:

„Seid barmherzig, wie Euer Vater im Himmel barmherzig ist.“

 

Das ist kurz und griffig.

Wer sich das zu Herzen nimmt, hat einen verlässlichen Kompass.

Alles klar – eigentlich.

Aber mit dem Wort, um das es hier geht, ist das so eine Sache:

Barmherzigkeit.

 

Im Duden steht dazu:

„Gebrauch: gehoben.

Häufigkeit: selten.“

 

Das gibt mir zu denken.

Ist sie auf dem Rückzug, die Barmherzigkeit?

Wenn ich mir unsere Welt ansehe,

gibt es viel, was darauf hindeutet.

Anderes gibt es auch - klar,

aber ich frage mich schon,

ob die Pandemie dazu führt,

dass wir stärker an uns selbst denken.

 

Keine gute Zeit für Barmherzigkeit?

Denken wir nach, über dieses alte, schöne Wort:

Was bedeutet das – barmherzig?

 

Man könnte auch warmherzig sagen,

finde ich.

Denn barmherzige Menschen lässt die Not anderer nicht kalt.

Denen ist nicht egal,

wenn es anderen dreckig geht.

Die leiden mit.

 

Das steckt drin im Wort barmherzig.

Vielleicht bedeutet es ursprünglich „arm-herzig.“

Dann ist der barmherzig,

der ein Herz für die Armen hat.

Vielleicht ist es auch anders,

und „barm“ ist ein altes Wort für die Bauchgegend.

Das ist der Bereich,

der sich so zusammenzieht,

wenn uns das Elend anderer an die Nieren geht,

wie man ja auch sagt.

Gut, wenn wir uns das nicht vom Leib halten.

 

Man könnte auch weitherzig sagen,

finde ich.

Dann geht es darum,

dass ich mit einem weiten Blick durchs Leben gehe.

Mit einem Blick,

bei dem das, was ich sehe, weiter wandert -

ins Herz.

 

Ins Herz und ins Hirn.

Denn Barmherzigkeit ist nicht nur Gefühlsduselei,

sondern auch vernünftig.

Denn wer nur sich selbst im Blick hat,

ist auf sich allein gestellt

und damit wirklich arm dran.

Wer ein weites Herz hat,

der denkt an andere - und andere an ihn.

Nur so gibt es Zusammenhalt,

und das ist sehr vernünftig.

Da kommen Fühlen und Denken in Einklang.

 

Und zuletzt - wie wäre es mit großherzig?

Groß – nicht nur deshalb,

weil dann viele dort Platz haben.

Groß, weil es uns Mut, Kraft und Ausdauer gibt.

All das, was wir brauchen,

um Barmherzigkeit nicht nur ein großes Wort sein zu lassen,

sondern selbst barmherzig zu werden.

Und all das im Wissen,

dass wir dabei nie ans Ende kommen,

aber einen Vater im Himmel haben -

Gott dessen Barmherzigkeit uns umfängt.

 

Deshalb heißt es im Lied zur Jahreslosung:

„Seid barmherzig, denn euer Vater im Himmel ist es auch.

Schaut euch um und seht,

dass ihr einander braucht.

Seine Liebe macht die Gedanken und Herzen wieder weit.

Das ist das Wunder der Barmherzigkeit!“

 

Lied zur Jahreslosung (Thomas Tesche)

 

Warmherzig?

Weitherzig?

Großherzig?

Nur damit kein falscher Eindruck entsteht:

Ich möchte das schöne Wort Barmherzigkeit nicht austauschen;

wir brauchen es,

weil all das schon drin steckt.

 

Gebrauch gehoben?

Das stimmt nicht,

denn mit dem,

der hier von der Barmherzigkeit spricht,

mit Jesus Christus steht sie mit beiden Beinen auf der Erde.

Das haben wir gerade gefeiert – Weihnachten.

 

Häufigkeit selten?

Das hängt auch von uns ab!

Und da ist die Jahreslosung doch eigentlich schon direkt der beste Vorsatz,

den es geben kann.

 

Kommen Sie gut rein – in das neue Jahr.

Ich wünsche Ihnen dazu alles Gute, Gesundheit

und ein warmes, weites, großes Herz.

Ich wünsche Euch Gottes Segen!