Online-Andacht zum letzten Sonntag nach Epiphanias

- 31. Januar 2021 - Pfarrer Achim Rohländer

Weiter glauben!

Eröffnung

Wir feiern diese Andacht im Namen des Vaters,

Schöpfer der Welt und Bewahrer seiner Schöpfung;

im Namen des Sohnes,

der für uns gelebt hat und zu uns wiederkommen wird;

und im Namen der Geistkraft Gottes, die uns Mut macht zum Leben und leitet zur Gerechtigkeit. Amen


Begrüßung und Einstimmung

Über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. (Jes 60,2b)

Am letzten Sonntag nach Epiphanias lässt dieses Wort des Propheten Jesaja die Weihnachtsbotschaft noch einmal aufleuchten. Denn durch Jesus, Gottes Sohn, der uns so menschlich begegnet, steht unser Leben im Glanz seiner ewigen Herrlichkeit.

Herzlich willkommen zur heutigen Andacht.

Der für den letzten Sonntag nach Epiphanias vorgeschlagene Bibeltext steht im 2. Petrusbrief. Ich lese aus Kapitel 1 die Verse 16 - 19 nach der Übersetzung der Basisbibel:

16Wir haben euch ja angekündigt, dass unser Herr Jesus Christus machtvoll wiederkommen wird. Und dabei haben wir uns nicht auf ausgeklügelte, erfundene Geschichten gestützt.

Sondern wir haben mit eigenen Augen seine wahre Größe gesehen.

17Von Gott, dem Vater, empfing er seine Ehre und Herrlichkeit – aus der majestätischen Herrlichkeit Gottes kam eine Stimme zu ihm,

die sagte:»Das ist mein geliebter Sohn, an ihm habe ich Freude.«

18Diese Stimme haben wir selbst gehört.Sie kam vom Himmel her, als wir mit Jesus auf dem heiligen Berg waren.

19So gewinnen die prophetischen Worte für uns noch an Zuverlässigkeit.

Und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet.

Denn diese Worte sind wie ein Licht, das an einem finsteren Ort brennt – bis der Tag anbricht und der Morgenstern in eurem Herzen aufgeht.

2. Petrusbrief 1, 16-19 BasisBibel

 

Nicht der Apostel Petrus, wie der Name des Briefes es nahelegt, sondern ein unbekannter Prediger stellt uns hier seine Gedanken vor.

Er benutzt, so die Überzeugung der Historiker, lediglich die Autorität des Apostel Petrus. Warum hat er das nötig, fragen Sie jetzt vielleicht. Ein Blick in die Zeit dieses Unbekannten kann uns weiterhelfen.

Wir befinden uns mit dem Schreiben in den Jahren zwischen 120 und 150 nach Christus. Unser Verfasser lebt also schon in der dritten oder vierten Generation nach Christus.

Schon damals spüren die Menschen, wie schwer es ist, die Erinnerung an Jesus wach zu halten, wo es doch keinen mehr gibt, der ihn persönlich kannte!

Auch wie schwer es ist, das Vertrauen in Gottes Kraft nicht zu verlieren, wo doch immer wieder von grausamen Christenverfolgungen im Römischen Reich zu hören ist!

Ja, wie schwer es ist, dem Spott der Nachbarn zu widerstehen: „War der auferstandene Jesus wirklich „bei uns alle Tage?“ Und wo bleibt seine angekündigte Wiederkunft?“

Von dieser Situation aufkommender Zweifel berichtet in der Bibel unser sogenannte Zweite-Petrusbrief.

 

Und so geht es weiter in 2000 Jahren Christentum bis in unsere Tage.

Glaubensgewissheit ist eher eine Glaubens-Ambivalenz.

Glaube kann müde werden.

Schwanken und Zweifeln gehören offenbar dazu.

Die schwangere Maria formuliert aus ihrer ersten Unsicherheit ein großartiges Bekenntnis: „Ich lobe den Herrn aus tiefstem Herzen. Alles in mir jubelt vor Freude über Gott, meinen Retter… denn Gott, der mächtig ist, handelt wunderbar an mir. Sein Name ist heilig.“ (Lk 1,46ff)

 

Der Zweifel und die Gewissheit ziehen sich über die Weihnachtszeit bis hin zu Kreuz und Auferstehung: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Ps 22,2) fleht Jesus am Kreuz. Und wenige Stunden später wird sich der Ruf der Auferstehung durch die Nacht verbreiten.

 

Genau in dieser Spannung gestaltet sich christlicher Glaube.

Und das ist gut so. Weil das Leben voller Spannungen und Herausforderungen ist.

Weil es selten den einen geraden Lebensweg gibt.

Weil jede Krise eine Entscheidungssituation ist.

 

Und so möchte ich mir von Texten wie dem Zweiten-Petrusbrief immer wieder die Augen öffnen lassen:

„Und weiter glauben!“ -

 

Unser unbekannter Prediger verweist den, der nach Gott und seinem Reich fragt, auf das Leben Jesu Christi. In ihm ist Gottes Herrlichkeit auf die Welt gekommen.

Und so möchte ich glauben und predigen, dass die Jesusgeschichten keine zusammengereimten Geschichten sind. Sondern dass wir uns und unser Leben in diesen Texten entdecken können.

Dass wir durch sie Ideen bekommen, wie Gottes Glanz in unserem Leben aufblitzt.

Dass wir spüren, dass auch wir ein Kind Gottes sind, an dem sich Gott freut.

Dass auch unsere finsteren Orte von Gott gesehen werden und wir von der heiligen Geistkraft getragen werden.

Dass der neue Himmel und die neue Erde Gottes Ziel für diese Welt sind.

Dass Jesus mit seinem Leben einen Vorgeschmack davon gegeben hat. Denn er ging hin zu den Menschen, die auf der Schattenseite stehen. Er brachte Licht in die Dunkelheit.

 

Für diese Botschaft möchte ich nicht verklärt auf dem Berg sitzen bleiben.

Dafür möchte ich ins Leben eintauchen. Anteil nehmen an der Welt.

Die Gesellschaft mitprägen und gestalten.

Als Christ mit beiden Beinen im Leben stehen und mich gleichzeitig immer wieder berühren lassen von Gottes Wort und Nähe.

Mut haben von eigenen Glaubenserfahrungen, aber auch von Momenten zu erzählen, wo ich kein überzeugendes Glaubensbild abgebe.

Und miteinander Glauben und Gott feiern.

Eben weiter glauben!

Denn Jesus will unserem Glauben und unserem Christsein immer wieder neu auf die Beine helfen. Auch heute in dieser Andacht. Das wollte der Brief des unbekannten Verfassers weitergeben - und ich auch. Amen

 

Lied: EG 74 Du Morgenstern, du Licht vom Licht

1) Du Morgenstern, du Licht vom Licht,

das durch die Finsternisse bricht,

du gingst vor aller Zeiten Lauf

in unerschaffner Klarheit auf.

 

2) Du Lebensquell, wir danken dir,

auf dich, Lebend’ger, hoffen wir;

denn du durchdrangst des Todes Nacht,

hast Sieg und Leben uns gebracht.

 

3) Du ewge Wahrheit, Gottes Bild,

der du den Vater uns enthüllt,

du kamst herab ins Erdental

mit deiner Gotterkenntnis Strahl.

 

4) Bleib bei uns, Herr, verlass uns nicht,

führ uns durch Finsternis zum Licht,

bleib auch am Abend dieser Welt

als Hilf und Hort uns zugesellt.

 

Text: Johann Gottfried Herder (vor 1800)

nach 1817 bearbeitet

Melodie: Steh auf, ihr lieben Kinderlein (Nr. 442)

 

Gebet:

Du, Gott, des Himmels und der Erden

Du bist da,

bist in Christus Mensch geworden,

um uns Menschen Dir gleich zu machen,

um uns zu verwandeln,

um uns zu heiligen.

Wir bitten Dich

Erleuchte unsere Herzen

und wandele unsere Sinne

zu Dir hin!

Sei mit uns

in unserer Zeit!

Hilf uns in allen Herausforderungen.

Stärke unseren Glauben und unsere Hoffnung.

Dir sei Ehre in Ewigkeit.

Amen.

 

Vater Unser

All unsere persönlichen Gedanken legen wir in die Worte, die Jesus uns gegeben hat und sprechen:

Vater Unser im Himmel…

 

So geht mit dem Segen in die neue Woche!

 

SEGEN

Der HERR segne dich und behüte dich.

Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dich und sei dir gnädig.

Der HERR erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir und dieser Welt Frieden.

Amen

 

„Wer Ohren hat zu hören, der höre!“ 

Darum geht es am nächsten Sonntag - um Gottes Wort. 

Das heißt so viel wie „Achtung, aufgepasst, wichtig!"

Hören und schauen Sie doch wieder rein - bei Georg Freuling

 

Eine gute Woche wünsche ich Ihnen

Ihr Achim Rohländer