Online-Andacht für den 25. April

Unser Glaube auf dem Markt der Weltanschauungen

Eröffnung und Einstimmung:
Wir feiern Andacht im Namen des dreieinigen Gottes.

1. Kerze: Gott ist Schöpfer von Himmel und Erde und von allem, was lebt.
2. Kerze: Er hat Jesus Christus auferweckt von den Toten. Ist jemand in Christus, so ist er eine Neue Kreatur.
3. Kerze: Gottes Heiliger Geist weckt in uns den Glauben.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Wir kommen vom Osterfest her – Fest der Auferstehung. Am Sonntag Jubilate geht es um dieses Evangelium vom Leben: Leben, das den Tod hinter sich hat. Die ganze Welt bricht darüber in Jubel aus.

Lied: Die ganze Welt, Herr Jesu Christ … EG 110,1-6

Die ganze Welt, Herr Jesu Christ, Halleluja, Halleluja,
in deiner Urständ fröhlich ist, Halleluja, Halleluja.

Das himmlisch Heer im Himmel singt, Halleluja, Halleluja,
die Christenheit auf Erden klingt. Halleluja, Halleluja.

Jetzt grünet, was nur grünen kann, Halleluja, Halleluja,
die Bäum zu blühen fangen an. Halleluja, Halleluja.

Es singen jetzt die Vögel all, Halleluja, Halleluja,
jetzt singt und klingt die Nachtigall. Halleluja, Halleluja.

Der Sonnenschein jetzt kommt herein, Halleluja, Halleluja,
und gibt der Welt ein neuen Schein. Halleluja, Halleluja.

Die ganze Welt, Herr Jesu Christ, Halleluja, Halleluja,
in deiner Urständ fröhlich ist, Halleluja, Halleluja.

(Text: Friedrich Spee 1623, Melodie: Köln 1623)

Gespräch mit dem Bibeltext (Apostelgeschichte 17, 22ff):
Wie kommt diese Osterfreude in die Welt? Wie bringen wir sie den Menschen nahe?

„Jesus Christus lebt!“ - das ist die zentrale Botschaft unseres christlichen Glaubens. Aber zugleich für viele sehr formelhaft. Ich denke an Trauergottesdienste. Geht es um die Biografie des gestorbenen Menschen, sind alle ganz Ohr. Geht es um die Hoffnung auf Auferstehung, kommt so etwas wie Distanz auf. Nun wird die Pfarrerin dogmatisch.

Auch der Apostel Paulus will die Osterbotschaft unters Volk bringen. Heute erleben wir mit, wie er es in der griechischen Stadt Athen versucht. Wie behauptet er sich als Verkündiger von Jesus Christus in dieser Stadt der Philosophen und der vielen Gottheiten? Wie stellt er es an, auf dem Markt der Religionen und Weltanschauungen als Christ Gehör zu finden?

Für meine folgenden Sätze möchte ich meinen Ort verändern.
Schnips! Wochenmarkt …
Nun bin ich gegenüber von unserer Kirche, auf dem Klever Wochenmarkt. Leute sind hier, sie kaufen Blumen und Gemüse. Oder treffen Bekannte und tauschen sich aus …

So ähnlich war das beim Apostel Paulus. Der nämlich durchstreift die Stadt, schaut sich um, redet mit den Menschen auf dem Marktplatz, macht sich ein Bild, wie die Leute so ticken. Erst dann spricht er zu ihnen – auf dem Areopag, das ist ein Hügel unterhalb der Akropolis, wo zugleich das Gericht Athens tagt. Sehr fein wählt er Anknüpfungspunkte – hören wir hinein in seine Rede aus der Apostelgeschichte Kapitel 17:

22Paulus trat in die Mitte des Areopags und sagte:»Ihr Bürger von Athen! Nach allem, was ich sehe, seid ihr sehr fromme Leute. 23Ich bin durch die Stadt gegangen und habe mir eure heiligen Stätten angeschaut. Dabei habe ich auch einen Altar gefunden, auf dem stand: ›Für einen unbekannten Gott‹.Das, was ihr da verehrt, ohne es zu kennen,das verkünde ich euch.

24Es ist der Gott, der die Welt geschaffen hat und alles, was in ihr ist. Er ist der Herr über Himmel und Erde. … 27Er wollte, dass die Menschen nach ihm suchen – ob sie ihn vielleicht spüren oder entdecken können. Denn keinem von uns ist er fern. 28Durch ihn leben wir doch,bewegen wir uns und haben wir unser Dasein. Oder wie es einige eurer Dichter gesagt haben:›Wir sind sogar von seiner Art.‹ (Übersetzung: Basisbibel 2021)

Mich erstaunt, wie stark Paulus den Athenern entgegenkommt. Er zeigt Respekt vor ihren religiösen und philosophischen Überzeugungen. Er betont das Gemeinsame: den Einen Gott, durch den alle Menschen überhaupt da sind. Den Einen Gott, der sich in der ganzen großen Menschheitsfamilie zeigt und niemandem fern ist.

Ist diese Art von interreligiösem Gespräch womöglich ein Beispiel auch für uns als Kirche heute? Wir wissen, dass wir uns mit unserem christlichen Glauben in einer säkularisierten Welt bewegen. Und dass wir uns auf dem Markt der Weltanschauungen und Religionen zu bewähren haben. Wie Paulus.

Können wir das: einen so weltoffenen Glauben aufbringen, der nach den allen Menschen gemeinsamen Themen sucht und nicht schon alle Antworten weiß? Sind wir bereit zu einer Kommunikation auf Augenhöhe, die fragende und anders suchende Menschen ernst- und annimmt? Oder haben wir Angst, dann nicht mehr eindeutig und erkennbar zu sein; haben wir Angst, unser Profil zu verlieren? Können wir in Offenheit und Freiheit unterschiedliche religiöse Bedürfnisse und Zugänge als Ausdruck für den Reichtum des Einen Schöpfers gelten lassen? Oder wollen wir lieber unterscheiden, sortieren, ausgliedern, uns von anderen abgrenzen?

Ich finde, das ist nicht einfach zu entscheiden.

Wenn wir in unserer Kirchengemeinde aktuell Gemeinwesenarbeit betreiben, hat das für mich Ähnlichkeit zu dem Weg, den Paulus damals in Athen ging. Wir suchen mit den Menschen in unserer Stadt nach gemeinsamen Ideen für Zusammenhalt und gegen Einsamkeit. Wir öffnen Räume unserer Kirche für gemeinsames Nachdenken, Gestalten und Tun. Wir gehen auf den Marktplatz mit einem Fragebogen und kommen mit Menschen ins Gespräch über Gott und die Welt. Wir suchen nach Anknüpfungspunkten im Alltag der Menschen und lernen selber dazu. „Kirche findet Stadt“ - so nennen wir das.

Aber – können wir damit schon zufrieden sein? Haben wir nicht noch mehr zu sagen? Wenn wir im allgemeinen Reden über Gott stecken bleiben, bleiben wir den Menschen dann nicht etwas schuldig?

Ja! Mit unserem christlichen Glauben an die Auferstehung haben wir eine unaufgebbare und auch einzigartige Botschaft, die fehlen würde in der Welt, wenn wir sie verschweigen. Auch Paulus wollte die Osterbotschaft unters Volk bringen. Wir hören aus dem zweiten Teil des Bibeltextes aus der Apostelgeschichte Kapitel 17:

29Weil wir Menschen also von Gottes Art sind,dürfen wir uns nicht täuschen: Die Gottheit gleicht keineswegs irgendwelchen Bildern aus Gold, Silber oder Stein. … 31Denn Gott hat einen Tag festgesetzt, um über die ganze Welt zu richten. Dann wird er Gerechtigkeit walten lassen – durch den Mann, den er dazu bestimmt hat. Dass dieser Mann wirklich dafür bestimmt ist, hat Gott allen Menschen durch dessen Auferstehung von den Toten bewiesen.«
32Als Paulus von der Auferstehung der Toten sprach, lachten ihn einige seiner Zuhörer aus. Aber andere sagten:»Darüber wollen wir ein andermal mehr von dir hören!«33So verließ Paulus die Versammlung. 34Einige Leute schlossen sich ihm an und kamen zum Glauben. Unter ihnen war Dionysius, der dem Areopag angehörte, eine Frau namens Damaris und noch einige andere.
(Übersetzung: Basisbibel 2021)

Den Namen Jesus Christus nennt Paulus erstaunlicherweise nicht. Aber sonst ist es da: das Wort von der Auferstehung von den Toten. Das Grundbekenntnis des christlichen Glaubens. Gott hat einen Menschen vom Tod erweckt. In diesem einen Auferstandenen fängt Gottes neue Schöpfung an. Wer in Christus ist, wird gerettet, durch den Tod und durch das Gericht hindurch.

Diese Botschaft von Kreuz und Auferstehung – sie kann tatsächlich kaum anknüpfen an etwas allen Menschen Gemeinsames. Überhaupt an nichts Sichtbares. Vor Augen haben wir ja nicht die Auferstehungswirklichkeit, nicht Gottes neue Schöpfung. Im Gegenteil: wir sehen, wie der Tod zuschlägt, wie Corona die Gesellschaft spaltet, wie Leben zerrinnt, wie Schuld um Schuld wächst. In unserer Erfahrungswelt ist die Auferstehung von Jesus nicht ablesbar. Kein Wunder, dass Paulus damals Gelächter erntete. Oder höfliche Unentschiedenheit: ein andermal mehr, sagen einige.

Aber: ein paar Menschen horchten doch auf. Für diese war es wichtig, dass Paulus nicht im Allgemeinen blieb, sondern sein Bekenntnis doch noch aussprach. Sie kamen darüber zum Glauben.

Auch wir können und sollen die Auferstehung nicht verschweigen! Denn so unglaublich diese Botschaft vom Leben ist – sie ist zugleich einzigartig und das Wunderbarste, was Gott geschehen ließ. Tröstlich und hoffnungsvoll – gerade jetzt in dieser fortdauernden Pandemie. Jesus Christus lebt und ist uns nahe!

Ich bitte: Gott schenke dem Osterbekenntnis auch heute und hier im Kleverland Glauben. Amen.

Einleitung der Videos:
Und jetzt dürfen wir dabei sein, wie einige Presbyterinnen mit Menschen ins Gespräch über den Glauben treten: vor unserer Kirche, zufällig am Gartenzaun und noch ganz anders. Wir erleben Ulla van Sinderen, Bärbel Grepel und Beate Ihle-Fischer. (Nur auf Youtube zu sehen!)

Ulla van Sinderen: „Jesus ist da“
Bärbel Grepel: „Glaube tröstet“
Beate Ihle-Fischer: „Schwimmbad oder Kirche“
Beate Ihle-Fischer: „Osterfreude“

Lied: Er ist erstanden, Halleluja … EG 116,1+3

Er ist erstanden, Halleluja!
Freut euch und singet, Halleluja!
Denn unser Heiland hat triumphiert,
all seine Feind gefangen er führt.
Lasst uns frohlocken vor unserem Gott,
der uns erlöst hat vom ewigen Tod.
Sünd ist vergeben, Halleluja!
Jesus bringt Leben, Halleluja!

Der Engel sagte: „Fürchtet euch nicht!
Ihr suchet Jesus, er ist hier nicht.
Sehet, das Grab ist leer, wo er lag:
er ist erstanden, wie er gesagt.“
Lasst uns lobsingen vor unserem Gott,
der uns erlöst hat vom ewigen Tod.
Sünd ist vergeben, Halleluja!
Jesus bringt Leben, Halleluja!

Text: Ulrich S. Leupold 1969 nach dem Suaheli-Lied Mfurahini Haleluya von Bernard Kyamanywa 1966, Melodie: aus Tansania)

Gebet:
Gott, du Ursprung unserer Osterfreude.
Von dir haben wir unser Leben empfangen,
und du wirst es auch vollenden.
Wir vertrauen auf deine Nähe jederzeit.

Wir bitten dich für alle Menschen,
die Glauben und Hoffnung verloren haben,
die depressiv werden in dieser kontaktarmen Zeit,
die nur noch schwarz sehen.
Wir rufen zu dir um dein Erbarmen.

Wir bitten für Menschen,
die etwas von der Osterbotschaft weitersagen wollen,
im Gespräch mit den eigenen Kindern,
am Krankenbett oder über den Gartenzaun,
im zufälligen Gespräch auf dem Marktplatz,
in der Konfiarbeit, im Kindergottesdienst, im Religionsunterricht.
Sei du selbst bei diesen Gesprächen dabei.

Wir bitten für Menschen in großer Not.
Wo das Geld nicht zum Leben reicht,
nicht zum Sattwerden oder zum Wohnen oder für gute Medizin.
Wo ein Dach über dem Kopf fehlt
oder ein Schutz vor Ansteckung
oder eine Perspektive für ein menschenwürdiges Leben.
Rühre uns an und lehre das Teilen.

Vaterunser und Segen